In der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik (11-12)findet sich auf Seite 22 ein Artikel von Dr.med.D. Barth, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das Thema des diesjährigen Kinder- und Jugendpsychiatriekongresses am 11.9.09 in Solothurn sei "Kinder- & Jugendpsychiatrie und Schule" gewesen. In der Podiumsdiskussion sei die Frage der Möglichkeiten und Grenzen einer schulischen Integration diskutiert worden und im Laufe der Fachtagung sei eine Petition entstanden, welche an die Schweizerische Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) geschickt werde. Die Seite 23 eröffnet Einblick in diese Petition:
"Nun aber zeigt sich in Studien auch immer wieder, dass bei schwer verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen, vor allem im emotionalen und sozialen Bereich, die positiven Wirkungen der integrativen Förderung nicht nachgewiesen werden können, bzw. häufig negative Wirkungen festgestellt werden können. [...] Immer wieder müssen wir feststellen, dass Kinder und Jugendliche mit entsprechenden Steuerungsdefiziten im schulischen Umfeld eine Zeitlang viel Goodwill, Zuwendung und enge Begleitung erfahren - bis der Vorrat an psychischer und pädagogischer Energie der Lehrpersonen aufgebraucht ist. Nicht selten muss dann notfallmässig eine Lösung ausserhalb der üblichen schulischen Strukturen gefunden werden."...Es wird an zuständige Behörden und Instanzen in der schweizerischen Bildungslandschaft appelliert: "...aktiv zu verhindern, dass ein Segment von Schülern und Schülerinnen mit besonderen Bedürfnissen -jene mit psychisch und neurobiologisch bedingten Lern- und Steuerungsdefiziten - durch die Maschen der sonderschulischen Konzepte fällt."
Dr.med. L. Ruf-Bächtiger versteht das frühkindliche POS (psychoorganische Syndrom) als eine Normvariante der menschlichen Entwicklung und erinnert an die Häufigkeit von 10% Betroffener (Frühkindliches psychoorganisches Syndrom -POS,ADS.Thieme Verlag, 2003, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage, Seite 118).
Da Schulbesuch keinem freien Entscheid untersteht, denn es müssen alle Kinder die Schule besuchen, sollte Schulunterricht auch die Bedürfnisse einer kleineren Normvariante berücksichtigen und Strukturen schaffen, die einer gesunden Entwicklung der Kinder förderlich ist.