Wer ist eigentlich auf die seltsame Idee gekommen, einen Lehrplan über Kompetenzziele statt über Bildungsinhalte zu definieren? Ein Teil des Schulstoffs muss doch verbindlich sein, wenn man an den Schweizer Schulen eine gewisse Harmonisierung erreichen will. Bildungsinhalte sind nicht einfach austauschbar, sie schaffen auch Identität. Dass mit dem Vermitteln von wesentlichen Bildungsinhalten auch gewisse Kompetenzen erworben werden, liegt auf der Hand.
Dass nun beim Lehrplan 21 der umgekehrte Weg vorgeschlagen wird, finde ich absurd. Zuerst sind die Bildungsinhalte festzulegen, dann kommen die Kompetenzen dazu. Dieses Vorgehen würde auch dem Bildungsartikel in der Bundesverfassung entsprechen. Die Lehrplanarchitekten müssen nochmals dringend über die Bücher, sonst wird die Harmonisierung nie gelingen.
Die am heutigen Samichlaustag zitierte Kompetenz aus dem Lehrplan ist offenbar nicht für die Oberstufe, sondern für den Kindergarten und die Unterstufe vorgesehen. Kennen die Fachleute des Lehrplans überhaupt unsere Kinder in diesem Alter? Wie kommt man nur auf eine so seltsame Idee, dass Kindergärtner sich mit Fragen über Machtverhältnisse beschäftigen wollen? Kinder in diesem Alter haben im Regelfall ein gesundes Vertrauen zu Erwachsenen und wachsen so gesünder auf, als wenn sie bereits alles hinterfragen.
Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass so völlig intellektuelle Zielsetzungen als Kompetenzen in den Lehrplan hineingekommen sind? Sind eventuell die am Lehrplan mitarbeitenden Kindergärtnerinnen einfach überstimmt worden? Das würde mich nicht erstaunen, wenn man das vorliegenden Resultat sieht.