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Integration als Prestigefrage – Zurück zu Kleinklassen?
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Längst ist leider das Ganze zu einer Prestigefrage mutiert. Die städtischen Integrationsanhänger halten besonders verzweifelt an den falschen Positionen fest und bestellen gar Gutachten, welche die Erfüllung ihrer Illusionen in der Tagespresse als gelungen hochjubeln. Natürlich sieht die Realität total anders aus. Es wird kein Weg an der Wiedereinführung von Kleinklassen vorbei führen. (aus dem Leitartikel von Hans-Peter Köhli)
Die faktische Abschaffung der Kleinklassen hat zu einer grossen Kostensteigerung in der Volksschule geführt. Da stark verhaltensauffällige Schüler in den Regelklassen oft nicht mehr tragbar sind, müssen sie nach dem Scheitern verschiedener Unterstützungsmassnahmen regionalen Sonderschulen zugewiesen werden. Das geht dann gewaltig ins Geld. Die Sonderschulleiter haben schon mehrmals darauf hingewiesen, dass sie in den letzten paar Jahren von Anfragen aus der Volksschule überhäuft würden. Der andere Weg zur Stabilisierung der Regelklassen ist auch nicht billiger: Man setzt immer mehr Heilpädagogen zur Betreuung einzelner Schüler ein und hofft, dass so wieder Ruhe in den Klassen einkehrt. Statt das viele Geld für die Einzelbetreuung und die teure Schulung in Sonderschulheimen einzusetzen, wäre es sinnvoller, mit Querfinanzierungen aus dem Sozialbereich und mit Mitteln aus der integrierten Förderung lokale Kleinklassen zu finanzieren. Werden diese gut geführt, können manche verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche stabilisiert und im eigenen Quartier zur Schule gehen. Dazu braucht es aber endlich den politischen Willen, von gewissen ideologischen Vorstellungen Abschied zu nehmen und wirklich pragmatisch vorzugehen. Verantwortungsvolle Bildungspolitiker sind gefordert, mit Vorstössen im Kantonsrat vernünftigen Lösungen endlich zum Durchbruch zu verhelfen.
Dank der Integration ist die Zahl der sonderpädagogischen Fälle massiv gestiegen, nicht gesunken - sofern man IF zur Sonderpädagogik rechnet. Doch dazu - man staune - gibt die Bildungsstatistik keine Zahlen heraus. Weder auf dem Webauftritt der Bildungsstatistik noch in der Broschüre "die Schulen im Kanton Zürich" der BID. Wir finden nur die eindrückliche Abnahme der Anzahl Schüler in "Besonderen Klassen", inkl. Kleinklassen (5303 im Jahr 2000, 623 im Jahr 2011). Diese Abnahme hängt natürlich nicht mit weniger sonderpädagogischen Fällen zusammen, sondern mit der Auflösung dieser Klassen, die zusätzlich zur obligatorischen IF finanziell kaum tragbar sind. So macht man mit Zahlen Propaganda!
Wie können wir nun schliessen, dass die Anzahl Fälle sogar zunahm?
Nun: Obligatorisch sind in der Primarstufe und im Kindergarten 0.4 resp. 0.5 Vollzeitstellen pro 100 Kinder für Förderlehrpersonen vorgeschrieben (für die Sekundarstufe keine). Mit der Anzahl Kindergärtner und Primarschüler, die in der Bildungsstatistik ersichtlich ist, kann man nun mittels einfachem Dreisatz die minimale Anzahl Vollzeitstellen (Vollzeit = 26 Lektionen, da es für die Koordination mit den Klassenlehrkräften bezahlte Lektionen gibt(!)) für Förderlehrpersonen ausrechnen. Man kommt auf 373 für die Primarschule und 103 für den Kindergarten, zusammen auf 476.
Multipliziert man diese Zahl mit der damaligen durchschnittlichen Kleinklassengrösse von 12 Schülern, kommt man alleine schon mit Primarschule und Kindergarten auf Förderlehrerstellen für 5713 Kinder - alleine mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Minimum!
Nun muss man zwar berücksichtigen, dass in IF-Lektionen manchmal nur ein oder zwei Schüler gleichzeitig betreut werden (Einzelunterricht oder Teamteaching spielt für die Berechnung keine Rolle). Diese Betreuung umfasst dafür oft nur wenige Wochenlektionen, dann sind andere Kinder an der Reihe. In der Regel dürften es sogar eher mehr als 12 Kinder sein, die durch eine IF-Vollzeitstelle pro Woche betreut werden.
Das ganze wird nun gewaltig aufgerundet durch die Tatsache, dass manche Gemeinden mehr als das Minimum an IF anbieten und dass IF auch in fast jeder Sekundarschule angeboten wird, obwohl nicht vorgeschrieben.
Es lässt sich nur schon aus diesen einfachen Überlegungen heraus trotz fehlender Statistik definitiv nicht leugnen: Mit und dank dem IF sind mehr Kinder sonderpädagogisch betreut als vor dem IF. Und mit und dank dem IF sind die Kosten der Sonderpädagogik gestiegen.
Diese Entwicklung war absehbar und ist logisch, weil dank IF die Schwelle der Zuweisung zu einer Massnahme sinkt. Ein Standortgespräch genügt. Gleichzeitig sinkt auch die Tragbarkeit von wirklich schweren Fällen: Deshalb stiegen die Zuweisung in die Sonderschulen (Heilpädagogische Schulen 2005: 910 SuS, 2011: 1590 SuS). Und damit natürlich wiederum die Kosten.