Unter diesem Thema eröffnen wir eine neue Diskussion, welche eng mit dem Thema "Grundstufe" verknüpft ist. Ein erster Beitrag folgt in den nächsten Tagen.
Da bin ich sehr gespannt, was über den heutigen Kindergarten geschrieben wird!
Ich habe das Gefühl, dass die grossen Leistungen der Kindergärtnerinnen für eine behutsame Integration der Kinder in unsere Gesellschaft zum Teil völlig unterschätzt werden. Man merkt es in der Primarschule sehr gut, wenn dieser erste Schritt ins Gemeinschaftsleben geglückt ist.
Dabei kommt es doch nicht in erster Linie darauf an, ob ein Kind beim Eintritt in die erste Klasse schon ein wenig rechnen und lesen kann. Vielmehr ist es wichtig, dass es die Spielphase und die erste soziale Integrationsphase intensiv erlebt hat. Auch die Freude am spontanen sprachlichen Ausdruck sollte vorhanden sein. Wenn diese Grundlagen da sind, wird der Start in der ersten Klassen gelingen und das Kind freut sich, jetzt im schulischen Bereich "richtig" lernen zu dürfen.
Ich hoffe, dass wir einiges über den heutigen Kindergarten und seine Zielsetzungen erfahren werden!
Wir (Kindergärtnerinnen) holen das Kind dort ab wo es steht (das ist mit der Integration ein weites Spektrum heute), ermöglichen Entwicklungsschritte, lehren, unterstützen, regen an und geben Raum Dinge selber zu entdecken. Das gilt für Experimente (mit Wasser etc.) genauso wie für Rollenspiele und vieles mehr.
Wo bleiben bei einem Lärmpegel von bis zu 30 Kindern Musse und Platz dafür? Und für mich als Kindergärtnerin Zeit zu beobachten und die nötigen Impulse zu geben? Und wo ist der Klassengeist bei Kindern zwischen 4 und 8 Jahren? 4-jährige brauchen eine grössere emotionale Begleitung. Was die Kleinsten beschwingt, ist für die Grössten schlichtweg zu „bubig“. Also nur noch Niveaugruppen? Da sind wir wieder bei der Separation...
Wir arbeiten und nutzen den altersdurchmischten Unterricht bereits seit Jahren. Dieser wirkt sich positiv aus. Aber hier sprechen wir von einer extrem grossen Entwicklungsspanne. Warum also nicht gleich Primarschulstufe integrieren? Und die Sprache? Hochdeutsch natürlich. Wo bleibt denn die Mundart die das Volk in der Abstimmung befürwortete (weil das unser Kulturschatz ist und die Kinder abholt wo sie stehen, bzw. anderssprachige Kinder ins Boot holt).
Die Kinder im 2. Kindergartenjahr freuen sich auf die erste Klasse. Sie befinden sich just in dem Alter, da sie eine "Werktätigkeit" (Leistungswille) entwickelt haben, die es ihnen erlaubt mit Lust und Einsatz in die nächste Schulstufe zu treten. Ohne Ablenkung von den vielfältigsten Spielmöglichkeiten in einem Kindergarten. Die Begeisterung von der Grundstufe in die 2. Klasse überzutreten ist längst nicht die gleiche... Und wer die Reife innerhalb eines Jahres erreicht hat, kann schon heute in die 1. Primarstufe übertreten. Wer länger braucht und die klar formulierten Ziele des Kindergarten - Lehrplans noch nicht erreicht hat, kann in einem weiteren Kindergartenjahr oder im Einschulungsjahr darauf vorbereitet werden.
Der Kindergarten heute hat die guten und sinnvollen Impulse in der Bildungsdebatte integriert. Er hat sich weiterentwickelt. Warum zu einem Bildungssystem wechseln, welches keine massgebenden Vorteile bringt und letztlich den Kindergarten als solchen abschafft?
(Beitrag von "Kindergärtnerin" verschoben aus "Die drei Wahrheiten zur Grundstufen-Abstimmung vom 25. November" durch Admin)
Ich bin verunsichert, wenn ich die Argumentarien beider Seiten lese. Beide Ansätze haben sehr viel Positives. Wo liegen denn nun die stichhaltigsten Vorzüge zur Beibehaltung des Kindergarten-Modells. Nur die Finanzen können es nicht sein!
Eine Reform, die ein ganzes Schulsystem umkrempelt, wie dies bei der Grundstufe und bei den zwingenden Folgereformen der Fall ist, absorbiert die Kräfte der Lehrpersonen in hohem Mass. Die Schulorganisation wird mit dem altersdurchmischten Lernen wesentlich komplizierter und beansprucht die Lehrpersonen mit einem erhöhten administrativen Aufwand.
Ich gehöre überhaupt nicht zu den bequemen Lehrpersonen, aber statt meine pädagogischen Energien in unzähligen Absprachen zu verbrauchen, engagiere ich mich lieber in eine gute Unterrichtsvorbereitung und in die unmittelbare Arbeit mit den Kindern.
Nur um im besten Fall das gleich gute Resultat wie beim bisherigen System zu erreichen, ist ein solcher Totalumbau in keiner Weise gerechtfertigt. Zudem dürfte es in der Umbauphase turbulent zu und her gehen, da schon jetzt Lehrpersonen an allen Ecken und Enden fehlen.
Wir dürfen auch nicht annehmen, dass die hohen Mehrkosten für das neue Modell einfach so hingenommen werden. Sehr viele Politiker wollen keine zusätzlichen Mittel für die Schule ausgeben. Ueberall ist die Rede von der unbedingten Kostenneutralität. Dann gute Nacht liebe Volksschule, wenn wir die bisherigen Klassengrössen beibehalten wollen oder - was ich gerne hätte - sogar reduzieren möchten. Eine Reform soll einen Fortschritt bringen und nicht eine ganze Kette von hausgemachten Belastungen.
Ich (Kindergärtnerin) habe die Grundstufe sehr befürwortet. Ich hätte bei den Versuchen gerne mitgemacht, im Dorf aber keine Lehrperson gefunden, die mitgemacht hätte. Kündigen wollte ich nicht, da ich sehr gerne in diesem Team arbeite.
Ich bin auch sehr gerne Kindergärtnerin. Grundstufe kann bleiben, wo Lehrpersonen ausgebildet und Resourcen vorhanden sind. Flächendeckend eingeführt kann sie im Moment sicher nicht. Es fehlen die finanziellen Mittel und die Räumlichkeiten und auch der Wille bei der BiD, sich dafür stark zu machen.
Wir im Kindergarten leisten gute Arbeit, darauf kann die Unterstufe aufbauen.
Franziska Gassmann, Kindergarten Mettlen, 8907 Wettswil (eingefügt durch Admin)
[...] Die Grundstufe bringt keinen Lern- und Wissensvorsprung, nachdem der Kindergarten in den letzten Jahren ebenfalls weiterentwickelt wurde und Kulturtechniken wie Lesen, chreiben und Rechnen heute erlaubt sind. Im besten Fall sind die beiden Modelle Kindergarten und Grundstufe in Bezug auf die Leistung in etwa gleich zu bewerten, denn am Ende der ersten Primarklasse haben alle Kinder unabhängig vom Modell der Eingangsstufe den gleichen Lernstand erreicht.[...]
Meinung der Kantonsratsminderheit (aus der Abstimmungszeitung)
admin
hat folgende Dateien an diesen Beitrag angehängt
... so der Titel eines Artikels aus der NZZ vom 24. Juni 2010. Nach den Schulversuchen ist bei der frühen Bildung kein Sieger gekürt
Seit 2003 stand in Schulversuchen die Reform der Eingangsstufe auf dem Prüfstand. Im Fazit gibt es für die Basis- und Grundstufe zwar gute Noten, der Kindergarten aber hält mit. Nun droht ein föderales Patchwork bei der frühen Bildung.
Die „neue Grundstufe“ löst keine Probleme; im Gegenteil, sie schafft unendlich viele neue und kostet die Gemeinden und den Kanton jährlich wiederkehrend über 60 Millionen Franken, weit mehr als der in der Vorlage erwähnte Betrag.
Der Kindergarten von heute hat sich laufend weiterentwickelt. Er ist gemäss Evaluation die beste Stufe für das 4- bis 6-jährige Kind und bereitet optimal für die Schule und das Leben vor. Ganz individuell kann der Eintritt in die Schule nach 1, 2 oder 3 Jahren stattfinden. Das Erlernen von Zahlen und Buchstaben gehört zum Lehrplan. Der Kindergarten integriert Kinder mit unterschiedlichen Schwierigkeiten und bietet alters- und entwicklungsgerechtes Spielen und Lernen.
Deshalb Nein zum völlig unnötigen, totalen und teuren Schulumbau der Prima-Initiative und Nein zum Gegenvorschlag.