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Erst mal klar werden, was Lehrer & Schule & Co. überhaupt ist - 2
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SCHULE - griech. scholae - kommt von griech echein = haben. Wenn die alten Griechen so im Stress waren, dass man heute (salopp) sagen würde: "Der hat nicht mehr alle (fünf Sinne beisammen).", dann beendeten sie die Alibi-Fleißaufgaben und gönnten sich scholae: Innehalten, wieder zu sich Kommen, sich wieder Wahrnehmen und Spüren, mit sich wieder eins Werden. Wenn Fritz heute in der Schule schräg nach oben schaut und zu sich zu kommen droht, mahnt sofort der oder die Beauftragte für den Lehrplanvollzug: "Du tust wohl nichts!" Und damit er davor seine Ruhe hat, tut der Schüler dann mitnichten was sondern er lernt so zu tun als ob er was täte. Das ist das UNTERRICHT: Von oben herab hat es jemand verlangt und unten musst du dich danach richten. Scholae hat in "Schule" heute keine Chance.
Lehren + Lernen kommt von germ. laisti = Fährte. Man lernt, indem man Fährten des Lebens folgt und Erfahrungen sammelt. Wenn einen das Lernen selber richtig beigeistert und andere darauf aufmerksam werden und einem dabei von sich aus folgen wollen, ist man Lehrer. Wer so lernt, dass es andere ihm nachtun wollen, der ist Lehrer. In den Unterrichtsvollzugsanstalten, die wir "Schule" werden erst einmal leere Planstellen mit Bewerbern besetzt. Man ist also zuerst einmal der, der die Planstelle ausfüllt. Dann ist man der, für den schon sehr viele Schablonen vorgefertigt sind, aufdass er sich ihrer bediene, um sich und alle in diese Schablonen einzufügen. Man wusste noch nie soviel, wie Schule sein muss - das hat dem Müssen eine Vormacht gesichert. Es fängt schon damit an, dass wir Schule so konstruiert haben, dass man in unsere "Schulen" gehen muss und sie schwänzen kann. Aus diesem Grund spreche ich von Du-musst-Schulen. Die exakte Beobachtung und Untersuchung zeigt, dass in der Du-musst-Schule gar nicht Lesen & Schreiben gelernt wird sondern Lesenmüssen & Schreibenmüssen. Und wer immer nur übt, in dem, was er muss, alle anderen zu überholen, der wird nie imLeben ein Könner sondern er wird ein Super-Müsser.
Davon dass ich das Müssen trainiere, wird das Können nicht entwickelt. Man spricht ja auch nicht Französisch davon, dass man im Englischkurs war. Wenn uns aber - ganz offensichtlich - so für das Überleben wichtige Sachverhalte unbewusst bleiben, dann müssen wir uns fragen, ob Schulen und Lehrer lebensgefährlich sein können.
Mein Vergleichsmodell ist die neue Ich-kann-Schule. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Pädagoge , immer wenn er erzieht und es nicht klappt, Druck macht und ihn auch noch steigert. Für sein Alibi des Fleißes braucht er immer die Steigerung, für die Problemlösung ist das aber ganz offensichtlich und leicht nachprüfbar das Dümmste, was man machen kann. Druck - ein Blinder kann es nicht übersehen - komprimiert das Problem: das ist das exakte Gegenteil von Lösung. Zusammengedrückt schauen die Probleme zwar kleiner aus, aber sie sind in Wirklichkeit nur schwerer und (wie Beispiele wie Erfurt, Winnenden & Co. zeigen) gefährlicher. Gedrückt wird stets mit den arg begrenzten bewussten Kräften: Wenn man nicht mehr drücken kann, gehen die Probleme wieder auseinander. Und sien wachsen exakt um die Energie, die man hineingedrückt hat.
Was ist das Gegenteil von Druck? Oder: Gehört Erziehung nicht doch zur Wortfamilie ziehen? Sog löst. Sog richtet auf. Sog macht wachsen. Mit Sog (Zug) kann man Kräfte punktgenau lenken. Deshalb spannt der Bauer die Pferde vor den Wagen. Und deshalb ist in der Ich-kann-Schule nicht Druck sondern Sog das Grundprinzip. Anstelle der brachialen Gewalt kommt damit auch wieder ein Wort ins Spiel, das in der Pädagogik ein Fremdwort geworden zu sein scheint: Geist. Mit Geist kann der Paid-agogos - der Kinder-Führer wahrnehmen und erkennen. Ihm kann z.B. auffallen, dass wir den Körper täglich mindestens dreimal füttern und den Kräften von Geist und Seele nie etwas geben. Von denen verlangen wir immer nur. Wenn wir Geist und Seele verhungern lassen entsteht eine riesige Sog-Wirkung. Und wenn wir diese stur ignorieren und missinterpretieren, dann bedient sich dieses Sog jeder hergelaufene Ganove oder Trottel mit mehr Erfolg als unsere ohnmächtigen pädagogischen Vollzugsangestellten.
Ich nutze als Ich-kann-Schule-Lehrer diese Sog-Wirkung, um die halbverhungerten sensiblen Lebenskräfte und Talente zu stärken, aufzurichten, ihnen meinen Respekt zu bekunden und mich eindeutig auf ihre Seite zu stellen und ihnen eine neue Perspektive zu geben, für die es sich zu leben lohnt. Für die meisten Perspektiven, die die Schule heute bietet, lohnt sich noch nicht einmal das Sterben. Dafür kommen diese Talente, die Papierpädagogen und Co. durch Druck, Kränkung, Verletzung und Übleres in die Flucht geschlagen haben, bei mir wieder zum Vorschein und entwickeln sich und wachsen ggf. so stürmisch und solide, wie ich ihren realen Bedürfnissen gerecht werde. Das kann ohne weiteres jeder erleben. Ich hoffe, dass ich mit ein wenig Gegenüberstellung von Du-musst- und Ich-kann-Schule genug pädagogische Kräfte provoziert habe. Lat. provocare = hervorrufen.