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Im Archiv: Steigerung der Attraktivitaet des Lehrberufes
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Jahrelang erfolgreich eine Berufstätigkeit ausüben kann nur, wer die Motivation nicht verliert. Diese Binsenwahrheit gilt für Männer wie Frauen, ob sie mit Menschen oder mit Materie arbeiten. Die Motivation kann erhalten, wer sich für sein Tun verantwortlich fühlen, das gesteckte Ziel erreichen und dafür Anerkennung ernten kann. Und je grösser die Ernte, um so grösser die Triebkraft für neue Taten! Wie steht es heute im Lehrberuf um diesen Regelkreis?
Der amerikanische Messbarkeitswahn, der die Wirtschaft überzog, dringt ins Schulzimmer Lehrpersonen arbeiten mit Menschen, mit Kindern und Jugendlichen im Entwicklungsstadium, je eine einzelne, einmalige Persönlichkeit, weder vermessen noch gewogen. Eben individuell verschieden, mit Stärken und Schwächen. Mit eigenem Willen reagieren sie alle unterschiedlich auf ein Wort, eine Aufgabenstellung, eine Anforderung. Und am Ende lassen sie sich noch immer nicht wägen und messen, passen in keine Norm. Und doch haben sie sich alle entwickelt, unter Anleitung und Führung der Lehrperson Fortschritte erzielt – und noch immer stehen sie alle an einem andern Ort, erfüllen zwar „Mindestanforderungen“ oder übertreffen diese mehr oder weniger. Die Lehrperson trug stets dafür die Verantwortung, gab ihr Bestes – immer mit je individuell unterschiedlichem Erfolg. Was bewirken nun die aus der Wirtschaft ins Bildungswesen transplantierten Arbeitsregeln, Messmethoden und Normen, über die Rechenschaft abzulegen ist – womöglich noch besoldungsbestimmend? Wo bleibt die Eigenverantwortung ob all der Weisungen, Vorschriften und Abmachungen von Schulteam, Schulleitung und Behörden? Welches ist die Rückkoppelung auf die Triebkraft für Eigeninitiative und Engagement? Wie steht es um die Balance zwischen „obrigkeitlichem Gängelband“ und „Eigenverantwortung“? Ist die Arbeit an Menschen nicht so etwas wie jene des Holzbildhauers, der im rohen Baumstamm eine Figur, sein Werk sieht und es mit Meissel und Schnitzmesser herausholt, das Beste daraus macht? Normen und vorgeschriebene Masse sind dabei kaum hilfreich.
Zwischenmenschliche Beziehung erträgt keine aufgeblasene Administration Wer mit Menschen arbeiten will, sei es im Gastgewerbe, im Gesundheits- oder im Bildungswesen, der lässt sich ungern mit Administrativem zudecken. Die Arbeitszeitstudie von LCH hat es klar aufgezeigt: Administration und damit verbundene Sitzungen in reicher Zahl verschlingen grosse und immer grössere Anteile der Arbeitszeit, ohne dass die „produktive Leistung“ – also das Unterrichten – vermindert wurde. Wer Gärtner geworden ist, will im Freien und mit Pflanzen arbeiten, nicht am Bürotisch. Ob das bei Lehrpersonen anders ist? Welches ist die Tätigkeit, die ihnen Zufriedenheit gibt? Wo zeigt sich Erfolg für die Leistung?
Wer Ungleiches gleich behandelt, sollte nicht mit Menschen zu tun haben! Freude hebt die menschliche Stimmung, spornt an, macht neues Lob und Belohnung erstrebenswert, lässt Belastung leichter ertragen. Jeder Mensch – auch Lehrpersonen! – ist individuell verschieden anspruchsvoll, reagiert individuell. Behörden und Schulleiter dagegen halten sich je länger je mehr an Schul-Regeln, Personalführungs-Konzepte und Schemata schulfremder Leute. ISO-Zertifikate, für alle gleich, klar geregelt, sind das Höchste der Schulentwicklung. Bankgewerbe, Post und nicht wenige Industrieunternehmungen - serbelnde oder verschwundene – haben in letzter Zeit demonstriert, wohin solche Personalführungskonzepte führen können. Es gibt aber auch jene blühenden Firmen, grosse und kleine, die Spitzenleistungen erbringen, sich im härtesten Umfeld äusserst erfolgreich behaupten. Und welches ist ihr Geheimnis? Ist es nicht „gute Personalführung“, also individuelle Förderung des Einzelnen an seinem Platz, Wertschätzung und persönliche Beziehung über das Notwendige hinaus, welche das gute Arbeitsklima, die Identifikation des Arbeitnehmers mit dem Betrieb bewirkt? Wer sich den Menschen, die im Unternehmen tätig sind, verbunden fühlt, setzt sich für sie ebenso ein wie für gemeinsame Ziele. Das schafft Teamgeist, Zusammengehörigkeit, Grundlagen für Erfolg, für Zufriedenheit, für Glück und Freude. Menschen bilden, Menschen führen hat mit Menschen zu tun: Die Hauptaufgabe der Schule kann nicht das verordnete Wägen und Vermessen sein.
Garantiert die Implementierung von Modetrends wirklich Berufsattraktivität?
Zurzeit orientiert sich die Schule an den Bedürfnissen von Heilpädagoginnen, Therapeuten, Schulsozialarbeiterinnen, Teilzeitpädagogen, Experten, Evaluatorinnen, Schulleitern, Bildungsbürokraten, Statistikern und Formular-Designerinnen.
Verantwortungsbewusste Klassenlehrer möchten ihren Beruf jedoch für die Kinder ausüben. Sobald unsere Schule wieder eine Schule für die Kinder ist, wird der Klassenlehrerberuf attraktiver.